Während Nürnberg während der Zeit des Heiligen Römischen Reichs die "Stadt der Reichstage" war und oftmals vom jeweils herrschenden Kaiser besucht wurde, wollten die Nationalsozialisten Nürnberg zur "Stadt der Reichsparteitage" umbauen. Südöstlich der Innenstadt sollten dabei diverse gigantische Bauvorhaben umgesetzt werden. Über eine 2km lange Prachtstraße (die "Große Straße"), sollte aufmarschiert werden, es war ein "Deutsches Stadion" mit Platz für über 440.000 Besucher geplant, eine Kongresshalle in Form des römischen Kolosseums, sowie zahlreiche weitere Stadien und Plätze für Aufmärsche von Wehrmachtsverbänden. Geplant und umgesetzt werden sollten viele der Bauten dabei durch Albert Speer, Hitlers favoritisiertem Architekten.
Doch daraus wurde nichts. Nach dem Kriegsbeginn 1939 wurden die Arbeiten an den weitgehend unfertigen Projekten praktisch komplett eingestellt. Die Große Straße existiert heute noch, ebenso wie die Kongresshalle und das Zeppellinfeld. Die Baugrube des Deutschen Stadions lief jedoch mit (chemisch verseuchten) Grundwasser voll und bildet heute einen See. Die Große Straße hingegen wird u.a. zu Messe-Zeiten als Parkplatz genutzt.
In der Kongresshalle hat man seit einigen Jahren nun ein Dokumentations-Zentrum eingerichtet, indem man sich über die Geschichte des Geländes sowie allgemein über die Verbrechen des Nationalsozialismus informieren kann. Für 5,- EUR Eintritt kann man mit einem Audioguide durch das Museum gehen, welches sich quer durch einen Seitenflügel der Kongresshalle bis in das Innere des Stadions zieht und somit die monströse Nazi-Architektur recht gelungen durchschneidet. Das Museum ist zwar nicht besonders groß, durch Filme und andere multimediale Elemente aber dennoch sehenswert. Wichtig ist das Museum auf dem Gelände ebenfalls, damit die Nazi-Architektur nicht für sich allein einen solchen Ort beherrscht.
Das Dokuzentrum erreicht man am einfachsten per Straßenbahn vom Hauptbahnhof aus. Sinnvoller ist es aber wahrscheinlich, wenn man direkt per U-Bahn zur "Bauernfeindstraße" fährt und sich dann über das Gelände bis zur Kongresshalle durcharbeitet.
Soweit zum Freitag. Am Samstag habe ich dann noch im Nürnberger Gericht eine Führung durch den Schwurgerichtssaal 600 mitgemacht. Dieser Gerichtssaal ging 1945/46 in die Geschichte ein, denn hier wurde der erste der sogenannten "Nürnberger Prozesse" gegen die Nazi-Größen durchgeführt.
Und was für ein gigantischer Prozess dies war! In über 218 Sitzungstagen wurden Hunderte Zeugen gehört, es wurden über 300.000 eidesstattliche Erklärungen abgegeben (um bestimmte Taten juristisch eindeutig belegen zu können), von amerikanischen Soldaten und speziell zur Beweissicherung abgestellten Sonderkommandos wurden Filmaufnahmen in verschiedenen Konzentrationslagern gedreht und während des Prozesses gezeigt, um jedem zweifelsfrei die nationalsozialistischen Verbrechen aufzuzeigen uvm.
Auch von der Form her waren die Nürnberger Prozesse (insgesamt waren dies 12 Prozesse) zukunftsweisend, da erstmals Führungspersonen ein wirklicher Prozess gemacht wurde. Dies ist langfristig wohl wesentlich effektiver, als andere "adhoc-Lösungen", nicht zuletzt, da so auch die beteiligte oder unbeteiligte Zivilbevölkerung hoffentlich Lehren aus einem solchen Prozess ziehen kann.
Die Führungen im Schwurgerichtssaal 600 werden jeweils am Samstag und Sonntag von 13 bis 16 Uhr jeweils zur vollen Stunde durchgeführt.
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