Jedes Shopping-Center ist jetzt zur High Season bemüht, besonders viele Besucher anzuziehen, denn es sind nicht nur gerade jetzt viele ausländische Besucher in der Stadt unterwegs, auch die Thais selbst geben rund um das Neujahrsfest besonders viel Geld für Geschenke, Reisen etc. aus. Vor dem beliebten Shopping-Center Mahboonkrong (kurz MBK) fand so das Festival J-Trends in Town mit zahlreichen Live-Bands statt, über welches ich eher zufällig bei einem Lauf durch die Viertel Pratunam und Siam gestolpert bin:
Besonders sehenswert waren dabei jedoch die Cosplayer, die die unterschiedlichsten japanischen Manga- und Anime-Charaktere nachstellten und sich mehrmals im Jahr am MBK versammeln. Der Begriff "Cosplay" ist dabei nichts anderes als eine Kombination aus "costume" und "play", also Kostümspiel. Die Cosplayer haben sich Uniformen, z.T. Masken und vor allem Haarteile gebaut, die Charakteren aus Cartoons- und Video-Spielen nachempfunden sind. Viele tragen dazu noch farbige Kontaktlinsen:
Ein paar Stunden später, zum Sonnenaufgang am Sonntag, fand dann, nur wenige Kilometer östlich des MBK ein ganz anderes Ereignis statt. Ich hatte vorab einen Tipp erhalten und bin als einer vor vielleicht fünf Ausländern morgens um 06:00 Uhr nach Thonglor (Sukhumvit Soi 55) geeilt, um dem "Mass Alms Giving" beizuwohnen. In Bangkok ist es im Unterschied zu anderen thailändischen Landesteilen ja nur noch bedingt üblich, dass die Mönche der einzelnen buddhistischen Wats durch die Straßen ziehen und von den Anwohnern in Form von Almosen Lebensmittel und andere Güter erhalten, die sie zum täglichen Leben brauchen. Traditionell bedanken sich im Buddhismus die Schenkenden mit der Gabe der Almosen an die Mönche dafür, dass sie eben dazu in der Lage sind, d.h. das ihnen bislang und hoffentlich auch zukünftig das Glück hold war.
Umso bedeutsamer ist es dann, wenn sich auf einmal ganze 2500 Mönche und Novizen an einem Ort einfinden, für ein solches Massenereignis, wie es in Thonglor stattfand. Die sonst so geschäftige Soi 55 der Sukhumvit (eine Straße mit teuren Restaurants, Clubs, einem Lamborghini-Händler, edlen Spas etc. für vermögende Thais) wurde dafür abgesperrt und es gab einen zentralen Bereich, wo sich Tausende in Weiß gekleidete Thais als Teilnehmer der Almosen-Gabe hinhocken konnten. Auf roten Bahnen durchliefen dann die Mönche mit ihren silbernen Gefäßen die wartenden Teilnehmer, nachdem vorher gemeinsame Gebete gesprochen wurden. Nachdem alle Mönche in Position waren, begann dann auf ein Signal die Almosen-Gabe:
Doch diese besteht hier keineswegs mehr in frischen Lebensmitteln, die von den (z.T. von weit weg in Bussen angereisten) Mönchen entsprechend kurzfristig aufgebraucht werden müssten. Vielmehr wurden überwiegend Konserven, Fertigprodukte und Süßigkeiten(!) verschenkt. Kein Wunder, dass immer mehr Mönche heutzutage mit Übergewicht zu kämpfen haben, denn die Mönche können dies nicht ablehnen oder einfach auf örtlichen Märkten frische Produkte einkaufen (der Umgang mit Geld ist ihnen nicht erlaubt). Es wurde weit mehr gespendet als in die Gefäße der Mönche passte und junge Mitarbeiter (bzw. zukünftige Mönche), haben die Produkte dann schnell in große Tüten verpackt.
Wie ich später erfahren habe, wird ein großer Teil der gespendeten Produkte in den Süden Thailands gebracht. Denn die drei südlichsten Provinzen sind im Unterschied zum Rest des Landes muslimisch dominiert und es herrscht seit Jahren Gewalt, inkl. Drive-by-Shootings, öffentlicher Hinrichtungen etc., auch wenn dies im Alltag der Thais außerhalb der Provinzen kaum eine Rolle spielt. Ebenso wie viele Schulen in den Provinzen geschlossen sind oder Schüler und Lehrer nur mit militärischer Unterstützung zu den Schulen gelangen, können die Mönche ihre Wats nicht mehr verlassen. Sie werden daher auf diesem Weg mit dem Nötigsten versorgt.
Und auch wenn die Stimmung beim "Mass Alms Giving" sehr andachtsvoll war und viele der teilnehmenden Thais noch sehr fromm sind, so verlieren die Mönche für die Generation Facebook/iPhone doch zunehmend an Bedeutung. Der Buddhismus wird, genauso wie in Europa das Christentum, eher zur Lifestyle-Religion und hat kaum mehr Einfluss auf das eigene Leben bzw. wichtige Entscheidungen. Probleme haben die Mönche zunehmend, Nachwuchs zu bekommen. Denn wo früher Söhne armer Familien vom Land bewusst Mönche wurden, um das Leben für die restliche Familie zu erleichtern, verwandelt sich Thailand nun zunehmend in ein Land mit gutem Ein- und Auskommen, mit ~5% Wachstum in 2013 und einer (offiziellen) Arbeitslosenquote von 0,5%(!). Und so greifen einzelne Wats ebenso wie Hotels und Restaurants in Bangkok zunehmend auf "Personal" aus ärmeren Nachbarländern zurück, vorwiegend aus Myanmar, Laos und Kambodscha. Dazu auch: Monks Lose Relevance as Thailand Grows Richer (New York Times)
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